Die Kunst des im Dezember 1891 in Gera geborenen Otto Dix war radikal und provozierend – und
laut der Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig dennoch wahrhaftig. Seine Werke sind geprägt
von der Zeit des 20. Jahrhunderts, vom Ersten und Zweiten Weltkrieg. Während Dix im Ersten
Weltkrieg an der Front kämpfte, war er im Dritten Reich zur inneren Emigration gezwungen, da
er als „entarteter“ Künstler diffamiert worden war. Nicht nur die bewegte Lebensgeschichte des
Künstlers, sondern auch das von ihm geschaffene Werk gilt es dieses Jahr in Gera und Chemnitz
anlässlich seines 120. Geburtstages kennenzulernen. Für diese Feier haben beide Städte ein
interessantes Programm zusammengestellt, das verschiedene Seiten des Künstlers zeigen und
verdeutlichen soll.
Chemnitz beeindruckt vor allem durch seine große Sammlung von Werken Dix‘, die mit 290
Arbeiten zu einer der bedeutendsten weltweit gehört. Der Titel eines frühen Holzschnitts „Ich Dix
bin das A und das O“ ist Namensgeber der Ausstellung, die von Mai bis Oktober in der Kunstsammlung
Chemnitz zu betrachten ist. Die Ausstellung umfasst verschiedene Bereiche Dix‘ Schaffens, wie einen
Teil seiner weniger bekannten Landschaftsbilder, als auch das frühe Selbstporträt
Selbstbildnis mit Wanderhut.
Auch das weitere Programm rund um den Maler lohnt sich: so steht ein Jazzkonzert mit dem Sohn
des Künstlers, Jan Dix und dem berühmten Saxophonisten Christoph Modersohn auf dem Plan. Es gibt
außerdem die Möglichkeit Stücke zu erleben, die in Zusammenhang mit der von Otto Dix erlebten Zeit
stehen. Im Oktober wird der
Totentanz des Franzosen Arthur Honeggers aufgeführt, welcher gut zum tiefgründigen Werk Dix‘
passt. Im Dezember gibt es ein Konzert mit Stücken des von Dix porträtierten Komponisten Paul Aron.
Neben diesen großen Attraktionen überzeugt Chemnitz aber auch durch zahlreiche andere
Veranstaltungen, die erlebt werden können. Chemnitz hat dieses Jahr zwar knapp den Titel der „Stadt
der Wissenschaft“ verpasst, aber dennoch das „Jahr der Wissenschaft“ eingeläutet,
wobei ein Schwerpunkt auf die Vermittlung von Wissenschaft, Industrie und Forschung gelegt
wird. Die Feier von Otto Dix schafft eine zusätzliche künstlerische Komponente.
Auch Gera hat sich etwas einfallen lassen und feiert seinen Otto Dix auf vielfältige Weise.
Neben der Sammlung im Geburtshaus und anderen Ausstellungen, in denen auch Dix‘ Zeitgenossen
präsentiert werden, gibt es Stadtführungen, die den Spuren des Geburtstagskindes folgen. Zudem
tanzt das Thüringer Ballett im Juni eine Auseinandersetzung mit den Bildwelten Dix‘, während das
Kammerstreichorchester Gera im Mai Kompositionen des Jenaer Komponisten Erich Kley spielt, die sich
mit Werken von Dix befassen. Am Geburtstag selbst wird es schließlich eine große Party in Andenken
an den Künstler geben, die nach der Ausstellungseröffnung „Otto Dix-retrospektiv. Zum 120.
Geburtstag“ stattfinden wird.
Zwei Städte feiern den Ausnahmekünstler Otto Dix- ein Besuch lohnt sich, feiern Sie
mit.
Ruth Steinberg