07.11.2021

20 Jahre Neue Synagoge Dresden und Gedenken an die Reichspogromnacht

Öffentliches Gedenken am 9. November 2021 und Veranstaltungen im November

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten jüdische Synagogen in ganz Deutschland. Auch in Dresden war die Synagoge am Hasenberg angezündet worden, viele jüdische Geschäfte wurden gebrandschatzt und geplündert, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger verhaftet. Zahlreiche Veranstaltungen erinnern in diesem Jahr an die Geschehnisse der Reichspogromnacht vor 83 Jahren, widmen sich dem 20-jährigen Jubiläum der Weihe der Neuen Synagoge Dresden und gestalten das Festjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ aus. Darauf weisen auch städtische City-Light-Plakate im öffentlichen Raum vom 2. bis 16. November hin.

Öffentliches Gedenken am Dienstag, 9. November, 15.30 Uhr
Anlässlich des 83. Jahrestages der Reichspogromnacht findet am Dienstag, dem 9. November 2021, um 15.30 Uhr, die Gedenkveranstaltung an der Stele Brühlscher Garten, Hasenberg, statt. Hier stand die von Gottfried Semper entworfene und 1840 eingeweihte Dresdner Synagoge bis zu ihrer Zerstörung in der Reichspogromnacht.
Zur Gedenkveranstaltung sprechen der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden, Michael Hurshell und Oberbürgermeister Dirk Hilbert. Zusätzlich verliest Claus Dethleff vom Stolpersteine für Dresden e. V. einen Erinnerungsbericht einer jüdischen Familie aus dieser Zeit. Der Synagogenchor Dresden umrahmt musikalisch die Gedenkveranstaltung. Es folgen das „El mole Rachamim“ und das Kaddisch-Gebet. Anschließend findet eine Kranzniederlegung durch Repräsentanten aus dem Sächsischen Landtag, des Freistaates Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden statt. Es besteht die Möglichkeit, Blumen niederzulegen. Dresdnerinnen und Dresdner sowie die Gäste der Stadt sind herzlich dazu eingeladen.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert ruft auf: „Lassen Sie uns gemeinsam zum 83. Jahrestag der Reichspogromnacht den Opfern gedenken und die Erinnerung wachhalten. Auch Jahrzehnte nach der Shoah sehen sich Jüdinnen und Juden in unserem Land mit Anfeindungen, Hass und oft auch Gewalt in ihrem Alltag konfrontiert. Gleichzeitig ist der 9. November auch der Tag, an dem mit der Weihe der Neuen Synagoge das jüdische Gemeindeleben vor 20 Jahren an seinem Platz im Herzen Dresdens neu erblühte. Damit dies so bleibt, müssen wir uns auch in Zukunft für Jüdinnen und Juden in unserer Stadt stark machen und Rassismus und Antisemitismus energisch entgegentreten“.

Dr. Nora Goldenbogen, Vorsitzende des Landesverbands Jüdischer Gemeinden in Sachsen, hebt hervor: „Für die jüdische Gemeinschaft bleibt der 9. November 1938 als der Tag im historischen Gedächtnis, an dem die Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der deutschen Juden durch die Nationalsozialisten öffentlich wurde. Mit der organisierten Zerstörung und Verwüstung von Synagogen und Friedhöfen, Angriffen auf jüdische Geschäfte und den massenhaften Verhaftungen wurde offenbar, dass es für Juden in diesem Land keine Zukunft mehr geben würde – ein Ziel, das später auch in allen vom Hitlerregime besetzten europäischen Ländern verfolgt wurde. Die Schoah gehört seitdem zu den historischen Grunderfahrungen der jüdischen Gemeinschaft weltweit. Wir können sie nicht streichen, so erleichternd es vielleicht wäre. Wir müssen uns erinnern, auch in kommenden Generationen. ,Schuldkult‘ und ,Nazikeule‘ lauten heute nicht selten Vorwürfe, die wir hören, wenn wir dieses Erinnern einfordern oder darum bitten, genauer hinzusehen und hinzuhören. Begriffe aus der Nazizeit wie beispielsweise ,Volksverräter‘ gehören schon seit geraumer Zeit wieder zum Standardvokabular nicht weniger Bürgerinnen und Bürger in Sachsen – ebenso die Meinung, Menschen aus fremden Kulturen oder mit fremden Religionen sollten raus aus Deutschland, weil sie nicht hierhergehören. Die Wahlergebnisse der letzten Bundestagswahl, weisen aus, wie viele es inzwischen sind, für die das Erinnern lästig geworden ist, längst überholt und erledigt. Auch deswegen haben wir als jüdische Gemeinschaft in Sachsen unsere Befürchtungen öffentlich geäußert, dass sich seit geraumer Zeit eine besorgniserregende Entwicklung nach rechts vollzieht, mit der wir uns gemeinsam auseinandersetzen müssen.“

Veranstalter des Gedenkens ist die Landeshauptstadt Dresden in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde zu Dresden. Nach der offiziellen Gedenkveranstaltung findet für geladene Gäste der Festakt „20 Jahre Weihe Neue Synagoge Dresden“ in der Synagoge statt. Im Internet unter www.dresden.de/juedisches-leben ist es möglich, diese Veranstaltung zu verfolgen.

Im Dresdner Stadtmuseum zeigt die Dauerausstellung: „Rethinking Stadtgeschichte“ bis 31. März 2022 Erkundungen in die unterschiedlichen Dimensionen des Jüdischen.

Veranstaltungsüberblick und weitere Informationen: www.dresden.de/juedisches-leben

 

Quelle: Landeshauptstadt Dresden/Presse

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