Barockes Erbe und kreatives Wachstum

Dresden im Zeichen der Kunst

Der Ruf, welcher Dresden weltweit vorauseilt, begründet sich bedeutend auf der reichen künstlerischen Tradition der sächsischen Hauptstadt. Die barocke Pracht, die Dresden einst zu einer der schönsten Städte Europas machte, ist maßgeblich für Image und Ausstrahlung der Stadt. Nach beinahe völliger Zerstörung im zweiten Weltkrieg, Verfall und Verunstaltung zu DDR-Zeit und nicht zuletzt dem verheerenden Hochwasser im Jahr 2002, ist Dresden heute weitestgehend saniert und hat zu seinem alten Glanz zurückgefunden.
 

Kunststadt Dresden

Nicht umsonst trägt Dresden den Namen "Elbflorenz". Lage und Architektur, vor allem aber die außergewöhnliche Kunstsammlung, sind verantwortlich für diese Namensgebung. August der Starke, leidenschaftlicher Kunstliebhaber, prägte Dresden als Kunstmetropole europäischen Ranges. Mit der Eröffnung der Gemäldegalerie von Gottfried Semper 1854 erlangte Dresden nach der Alten Pinakothek in München und dem Alten Museum Berlin bereits sehr früh den Status eines bedeutenden Ausstellungsortes. Nach wie vor bildet die Gemäldegalerie Alte Meister im Semperbau den Höhepunkt der abwechslungsreichen Museumslandschaft. 25 Museen aus allen Themengebieten gestalten diese. Mit Werken von Giorgione, Tizian, Corregio, Rubens, van Dyck, Rembrandt und Vermeer zählt die Gemäldegalerie weltweit zu den führenden Sammlungen.
 

500 Jahre Sixtinische Madonna

Besonders die berühmte Sixtinische Madonna von Raffael zieht jedes Jahr unzählige Besucher an. Zum 500. Geburtstag 2012 widmet ihr die Staatliche Kunstsammlung Dresden eine Sonderausstellung. Dabei soll der Werdegang des Gemäldes beleuchtet werden, das hauptsächlich durch die pausbäckigen Putten im unteren Bildteil berühmt ist. Einst ein Altarbild für die neu eingerichtete Kirche San Sisto in Piacenza, entstanden im Auftrag von Papst Julius II., entwickelte sich das Bild zur Ikone der Popkultur. Die Engel zu Füßen der Madonna emanzipierten sich vom Rest des Gemäldes und brachten es zu weltweitem Ruhm. Ob Tasse, Poster oder Schlüsselanhänger; Anzahl und Vielfalt der mit den Engeln bedruckten Artikel kennen keine Grenzen. Dass diese in der ganzen Welt bekannten Figuren in Dresden zu Hause sind, ist allerdings nur wenigen bekannt. Dies könnte sich mit der Sonderausstellung 2012 ändern.
 

Gerhard Richter - Jubiläum

Der Geburtstag der Sixtinischen Madonna ist nicht der einzige, den die Stadt Dresden im Jahr 2012 feiert. Gerhard Richter, einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart und Sohn der Stadt Dresden, begeht seinen 80. Ehrentag. Dem widmet sich das Gerhard Richter Archiv mit der Jubiläumsausstellung "ATLAS" in der Kunsthalle im Lipsius-Bau. Gezeigt werden ca. 800 gerahmte Tafeln mit mehr als 15.000 Fotografien, Zeitungsausschnitten, Skizzen und Entwürfen, die Richter in den frühen 1960er Jahren für seine Arbeit im Atelier zusammengetragen hat.
 

Neue Kunst in Dresden

Gerhard Richter ist nur ein Beispiel dafür, dass Dresden, neben seinem Ruf als "Elbflorenz", immer wieder Ausgangspunkt wichtiger Impulse der Kunstentwicklung ist. Mit der Ostrale, die sich seit ihren lokalen Anfängen im Jahr 2007 innerhalb kürzester Zeit als Kunstfestival internationaler Größe etabliert hat, verfügt Dresden über einen zeitgenössischen Gegenpol zur barocken Tradition der Stadt. Das Festival lädt jährlich nationale sowie internationale Künstler ein, um das gesamte Spektrum der Gegenwartskunst präsentieren zu können.

Einen weiteren Höhepunkt zeitgenössischer Kunst in Dresden stellt das Open Air-Projekt Weisse Festung am und auf dem Zwingerteich dar. Präsentiert wird das Projekt vom Petersburger Tanztheater DEREVO, welches seit 2003 fest in HELLERAU, dem europäischen Zentrum der Künste ansässig ist. Schwerpunkt des Zentrums liegt auf zeitgenössischem Tanz und Musik, aber auch moderne Theaterformen und bildende Kunst werden präsentiert. HELLERAU galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als "Laboratorium der Moderne". Heute entwickelt es sich nach kriegsbedingtem Verfall wieder immer mehr zurück zu einem der wichtigsten Zentren zeitgenössischer Künste in Deutschland und Europa.

Ab September widmet sich die Ausstellung „Im Netzwerk der Moderne. Kirchner, Braque, Kandinsky, Klee ... Richter, Bacon, Altenbourg und ihr Kritiker Will Grohmann“ dem einflussreichen Kunstkritiker Will Grohmann, dessen Name mit Künstlern wie Kirchner, Klee, Kandinsky oder Schmidt-Rottluff eng verknüpft ist. Die Ausstellung ist vom 27. September 2012 bis zum 6. Januar 2013 in der Kunsthalle im Lipsiusbau zu sehen. Im Frühjahr 2013 eröffnet auch ein lange wegen Restaurierung geschlossenes Museum: Der berühmte Mathematisch-Physikalische Salon im Zwinger, zeigt sich mit neuen Räumen und moderner Präsentation.
 

Ort der Ideen

Das vielfältige Angebot Dresdens wurzelt im Traditionsreichtum von Kunst- und Kultur der Stadt. Dresden erweist sich als fruchtbarer Ort für Innovation und Ideen. Nicht nur der kunsthistorisch aufgeladene Stadtkern, sondern auch die Umgebung, die Landschaft rings der Elbe, diente u. a. bereits den Künstlern der Romantik, allen voran Caspar David Friedrich, als Quelle der Inspiration. Das schöpferische Potential der Stadt bringt fortlaufend neue kreative Strömungen und Entwicklungen hervor. Bezeichnend hierfür ist die florierende Nischen-Kultur des Szeneviertels Neustadt. Dort gibt es zahlreiche Galerien, Kulturzentren, Kleinkunstbühnen, Ateliers und ständig wachsende Projekte.
 

Tradition und Innovation

Die Frage nach dem Einfluss des barocken Erbes ist dabei gerade aus der Sicht zeitgenössischer Bewegungen hochaktuell. Die Verwurzelung mit der Tradition ist für die Entwicklung der Stadt gleichermaßen Fluch und Segen. Gegenwärtige Strömungen sträuben sich gegen ein fortlaufendes Reduzieren auf Glanz und Glorie des alten Dresden und betonen ihre künstlerische Unabhängigkeit. Zwar ist Dresden mit seiner Geschichte untrennbar verwoben, doch die Loslösung von Altem scheint für Fortschritt und das Entstehen neuer Geschichte grundlegend zu sein. Beispielhaft dafür ist das im Herbst 2011 eingeweihte Militärhistorische Museum, dessen Architektur diesen Konflikt thematisiert. Vom jüdisch-amerikanischen Architekten Daniel Libeskind entworfen, schneidet ein Beton-Stahlkeil weithin sichtbar in den Altbau des Museums und ermöglicht damit eine Öffnung zur Auseinandersetzung mit Geschichte und zukünftiger Entwicklung.

Ausgewählte Themen
Klänge, Töne, Melodien an der Elbe
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Die "Dresden eDition" ist erschienen